Op Erfahrung?

Killekie, Thursday, 14.10.2021, 18:04 (vor 915 Tagen)

Hallo zusammen,
nachdem ich mich ja bereits in einem Epilepsiezentrum vorgestellt hatte und ich da sehr unzufrieden war bin ich jetzt 3 Wochen stationär in einer Epilepsie Klinik gewesen. Dort wurde im 7 Tage EEG Monitoring mit legen von Sphenoidalelektroden sehr viele Anfälle aufgezeichnet. Da ich auch bereits erfolglos beim dritten Medikament bin,raten mir die Ärzte zu einer Temporallappenteilresektion rechts und einer Hippokampektomie.
Gibt es hier jemanden der so eine Operation hinter sich hat und mir seine Erfahrung mitteilen kann? Und mir vielleicht auch sagen wie es danach weitergegangen ist.. z.b. wieder arbeiten..
Im Arztbrief steht auch,das ein relevantes Risiko eines SUDEP( insbesondere Nachts) besteht....wird das generell in Arztbriefe geschrieben? Ich eürde mich freuen wenn ihr eure Erfahrungen mit mir teil!!

Op Erfahrung?

Anton, Thursday, 21.10.2021, 14:08 (vor 908 Tagen) @ Killekie
bearbeitet von Anton, Thursday, 21.10.2021, 14:27

Hallo,

ich bin am 1. Juni 2006 operiert worden und nehme bis heute noch die Medikamente, die mir vor der Operation empfohlen worden sind. Alles, was ich bis dahin genommen hatte, war ohne Erfolg. In diesem Jahr konnte ich auf 15 Jahre Anfallsfreiheit unter Medikation zurückblicken. Fragen zu meinem Beitrag beantworte ich gerne, melde dich bitte. Ich wünsche für die bevorstehende Operation viel Erfolg!

Liebe Grüße
Anton

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Bin am Sonntag, 28.05.2006, abends in Bielefeld angekommen und habe mein Hotel aufgesucht.

29.05.2006 in die Klinik gefahren:

Vorbereitungstage:
29.05.2006 Mo 11.00 Uhr Eigenblutspende im Gilead
29.05.2006 Mo nachmittags Neuropsychologie Herr Angenent

30.05.2006 Di 08.00 Uhr Blutentnahme
30.05.2006 Di 10.30 Uhr Narkoseaufklärung im Gilead
30.05.2006 Di auf Abruf neurochirurgische Aufklärung

31.05.2006 Mi abends Abführmaßnahmen, Körperpflege, Nagellack
entfernen, Duschen; Schmuck, Uhr, etc.
ablegen; Wertgegenstände einschließen,
31.05.2006 Mi ab 22.00 Uhr nüchtern bleiben

Operationstag:
01.06.2006 Do 07.00 Uhr Morgenmedizin
Blutdruck, Puls- und Temperaturkontrolle,
OP-Hemd, Antithrombosestrümpfe anziehen
07.30 Uhr Transport in den OP – Mara
Nach dem Eingriff bis zum anderen Morgen auf
die Wachstation

Erster postoperativer Tag:
02.06.2006 Frei vormittags Rücktransport auf Station 1 A,
Ggf. Röntgen und MRT,
Puls-, Blutdruck- und Temperaturkontrolle,
Entfernung von Wunddrainagen,
Kost- und Mobilitätsaufbau

Zweiter postoperativer Tag:
03.06.2006 Sa 08.00 Uhr Blutentnahme,
Pflege am Waschbecken,
Steigerung der Mobilität

Aufenthalt in der Epilepsie-Klinik Mara:
Vom 29.05.2006 Mo bis 12.06.2006 Mo
(2 Wochen und 1 Tag)
Am 10. Tag nach der Operation wurden die Wundklammern entfernt.
Entlassung bzw. Verlegung in die Reha am: 12.06.2006 Mo

Aufenthalt in der Reha in Bethel:
Vom 13.06.2006 Di bis 10.07.2006 Mo (4 Wo)

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Tipps für das Verhalten nach dem Eingriff am Kopf
Ich kann diese Frage relativ ausführlich beantworten. Ich gehe davon aus, dass dir eine Operation bevorsteht. Viele haben den Irrglauben, dass danach sofort wieder alles geht.

Mir ist über einen Zeitraum von 6 Wochen vor und nach der Operation immer wieder eingeflößt worden, wie ich mich danach zu verhalten habe, damit es nicht wieder zu Anfällen kommt. Es sind mir Patienten vorgestellt worden, die postoperativ wegen neuer Anfälle wieder in der Klinik waren, weil sie bestimmte Regeln nicht eingehalten hatten.

Gerade Patienten im Alter zwischen 18 und 30 können oft mit der neuen Freiheit nicht umgehen. Sie wollen in drei Jahren das nachholen, was in den letzten 10 Jahren nicht möglich war. Der größte Wunsch ist der Führerschein. Obwohl die Mittel nicht vorhanden sind, wird ein Auto gekauft. Der Druck, dem man sich aussetzt, kann zu Anfällen führen.

Wer ganz schnell von dem Medikamenten loskommen will, gehört meistens nicht zu den Patienten, die anfallsfrei bleiben. Während in der Literatur von ein oder zwei Jahren zu lesen ist, in denen die Medikamente noch weiter genommen werden müssen, ist es individuell ganz unterschiedlich. Ich bin vor 15 Jahren operiert worden, seither anfalls- und aurenfrei, nehme dennoch weiterhin die Medikamente, obwohl das EEG völlig unauffällig ist. Nun mag es in meinem Fall eine Sondersituation sein, weil ich seit Jahren gesundheitlich außergewöhnlichen Belastungen ausgesetzt bin. So hat es nach der Kopf-OP weitere große neurochirurgische Operationen gegeben, da ist mir das Risiko, erneut einen Anfall zu bekommen, zu groß. Aus dem Grunde nehme ich die Medikamente weiterhin.

Obwohl ich ein paar Tage nach der Operation schon wieder weite Strecken am Tag laufen konnte, hat es mindestens ein gutes Jahr gedauert, bis ich die Kraft von vorher hatte. Habe mir bewusst Zeit gelassen und mich nicht in Bedrängnis bringen lassen. So sollte jeder bei sich erkennen, wann der Zeitpunkt für volle Belastbarkeit gekommen ist.

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Die Informationen ersetzen auf keinen Fall eine professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte. Die Inhalte können und dürfen nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen.

Op Erfahrung?

podi, Friday, 29.10.2021, 10:46 (vor 900 Tagen) @ Killekie

Vor 5 Jahren wurde mir eine Narbe am re. Schläfenlappen entfernt, ein etwa Daumengroßes Stück Hirn wurde herausgeschnitten. Davor war ich (52) 45 Jahre therapieresistenter Epileptiker mit vielen Anfällen. Seit der OP bin ich anfallsfrei und nehme seit 4 Jahren keine Medikamente mehr. Nach der OP hatte ich ein Jahr schwere Depressionen, weil ich keine Anfälle mehr hatte. Das hat mir auch mein Neurologe vorausgesagt, dass es nicht einfach wird, plötzlich ein neues Leben zu haben. Heute gehts mir gut und langsam bin ich auch Froh, dass ich jetzt gesund bin. Dennoch denke ich immer wieder an die Zeit der Anfälle