Langfristige kogn. Folgen Epilepsie?

MikroM, Wednesday, 05.06.2024, 12:15 (vor 223 Tagen)

Hallo liebe Forumslesende,
ich bin neu hier und erleichtert, auf diese Möglichkeit zum Austausch gestoßen zu sein.
Zu mir: weiblich, fokale Epilepsie, Diagnose vor zwei Jahren (mit 46 J.), einmaliger tonisch-klonischer Anfall, aktuell diverse Auren inkl. Ängste. Lamotrigin 200 mg/Tag.
Frage an euch als KennerInnen: Wisst ihr von Erkenntnissen darüber, ob eine langjähriger Epilepsie kognitive Nachteile wie Demenzneigung o.a. mit sich bringt?
Bzw. welche Risikofaktoren das begünstigen?
LG und danke für eure Gedanken dazu,
MikroM

Langfristige kogn. Folgen Epilepsie?

Anton, Wednesday, 05.06.2024, 16:28 (vor 223 Tagen) @ MikroM

Hallo und guten Tag,

willkommen bei uns im Diskussionsforum. Eine interessante Frage. Ich kann nur als Nichtmediziner und Patient, der seit Jahrzehnten an Epilepsie erkrankt ist, etwas dazu sagen. Und dann auch nur meine subjektive Meinung dazu einbringen. Als Erstes stellt sich die Frage, was alles zur Abnahme der Kognition beiträgt. Ein Patient, der ständig Angst vor neuen Anfällen hat, wird sich mit der Zeit zurückziehen. Oder ein Patient, der Tabletten bekommt, die ihn so kommunikationsscheu machen, dass er kaum noch an Unterhaltungen teilnehmen kann.

Um kognitiv einigermaßen auf der Höhe zu bleiben, ist es in erster Linie wichtig, anfallsfrei zu sein. Und selbst bei Anfallsfreiheit kann es Probleme geben. Weil es sich bei Antiepileptika um zentralwirkende Medikamente handelt, verändert sich die Persönlichkeit eines Menschen. Er ist nach wenigen Jahren nicht mehr derjenige, der er mal gewesen ist. Wie sehr Wirkstoffe zur Veränderung der Persönlichkeit führen, ist von Medikament zu Medikament verschieden. Aus meiner Sicht haben die älteren Medikamente, ich denke an Primidon (Mylepsinum), Phenytoin (Zentropil) und Valproinsäure (Ergenyl Chrono), Schlimmes angerichtet. Zumindest beim mir.

Zurück zur Frage. Ich würde sagen, wenn jemand erst im Erwachsenenalter erkrankt, ist die Gefahr des sozialen Absturzes nicht so groß, weil Schulbesuch und die Berufsausbildung normal laufen konnten. Und auch die Gesamtverfassung des Menschen spielt eine Rolle. Bildung, Gesundheit und familiärer Zusammenhalt sind ganz wichtig, um mit einer Epilepsie fertig zu werden. Und für am wichtigsten halte ich eine kompetente fachärztliche Beratung. Denn sie sichert eine Versorgung mit den wirkungsvollsten Tabletten ohne große Nebenwirkungen. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass diese Ärzte nur in Epilepsie-Zentren zu finden sind.

Liebe Grüße
Anton

Beginn und Ende der Epilepsie
https://forum.epilepsie-online.de/index.php?id=91160

Das Monitoring
https://forum.epilepsie-online.de/index.php?id=91750

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Langfristige kogn. Folgen Epilepsie?

Sonnenblümchen, Tuesday, 11.06.2024, 16:43 (vor 217 Tagen) @ MikroM

Hallo liebe Forumslesende,
ich bin neu hier und erleichtert, auf diese Möglichkeit zum Austausch gestoßen zu sein.
Zu mir: weiblich, fokale Epilepsie, Diagnose vor zwei Jahren (mit 46 J.), einmaliger tonisch-klonischer Anfall, aktuell diverse Auren inkl. Ängste. Lamotrigin 200 mg/Tag.
Frage an euch als KennerInnen: Wisst ihr von Erkenntnissen darüber, ob eine langjähriger Epilepsie kognitive Nachteile wie Demenzneigung o.a. mit sich bringt?
Bzw. welche Risikofaktoren das begünstigen?
LG und danke für eure Gedanken dazu,
MikroM

Hallo,

ich (42.Jahre) würde mir zum Thema kognitive Folgen von epileptischen Anfällen nicht zu große Gedanken machen. Ich habe eine therapieresistente Epilepsie seit meinem 4. Lebensjahr. Seit einer erfolglosen Hirnoperation habe ich leichte Gedächtnisstörungen. Im Rahmen von schweren Anfällen kann es zu sog. Dämmerzuständen kommen, die ich schon oft erlebt habe, aber irgendwann danach wird man wieder verletzt oder unverletzt wach und es ist alles wie vorher. Ich kann mir vorstellen, dass solche Anfälle über die Jahre nicht so gut für das Gedächtnis sind, aber viele Epilepsiekranke werden ja mit dem passenden Antiepileptikum auch anfallsfrei oder bekommen zumindest keine schweren Anfälle mehr.

Insgesamt würde ich mir nicht zu große Gedanken machen wegen dem Thema Demenzentwicklung. Ich bin hochgradig schwerhörig und trage von morgens früh bis abends spät meine Hörgeräte und versuche damit meinen Kopf etwas zu trainieren (das Hörgerät auszuziehen und sich etwas "abzuschirmen", wirkt für viele auch etwas entspannend).

Viele Grüße