Erfahrung / Meinung zum Ergebnis des EEG

worf1001, Wednesday, 19.06.2024, 11:31 (vor 145 Tagen)
bearbeitet von worf1001, Wednesday, 19.06.2024, 11:41

Hallo zusammen

Ich hatte im November 2020 und im März 2021 zwei grandmal Anfälle im Schlaf. Bemerkt durch meine Frau.

Seitdem nehme ich Lamictal 2x 100mg. Ab Sommer 2022 kann ich auch wieder autofahren.

Das Ergebnis des letzten EEG's lautet wie folgt:

Standard-Elektroenzephalographie vom 14.05.2024:
Grundaktivität: gut bis mässig gut ausgeprägter Alphagrundrhythmus, Suppression
auf Augenöffnung gegeben.
Vigilanz: wach. Im Verlauf schläfrig.
regionale Aktivitätsveränderungen: intermittierend polymorphe generalisierte
Thetawellen.
Entladungen: intermittierend steile Transienten rechts zentroparietal, die die Kriterien
für epilepsietypische Potenziale nicht gänzlich erfüllen.
Hyperventilation: keine weiteren Aspekte.
photische Stimulation: keine weiteren Aspekte.
EKG: Tachykarder Sinusrhythmus um 114 pro Minute.
Beurteilung:
Pathologische EEG mit einer intermittierenden leichten Funktionsstörung. Keine
epilepsietypischen Potenziale. Normaler Grundrhythmus.

Es hat bis jetzt noch nie etwas unter Entladungen angezeigt. Autofahren darf ich gemäss Neurologin trotzdem.

Nun gehen wir (oder geplant) eine Woche auf Zypern in den Urlaub. Der Flieger geht von Zürich am Morgen um 06:30 Uhr. Das heisst ich bin generell jemand der spät einschläft. Das bedeutet für mich wenig Schlaf, auch wenn ich am Flughafen ein Hotel habe.

Aufgrund des Ergebnisses bin ich verunsichert. Ich kann nicht einordnen, was das für mich bedeutet.

Was ist eure Meinung dazu?

Erfahrung / Meinung zum Ergebnis des EEG

schaf059, Wednesday, 19.06.2024, 15:12 (vor 145 Tagen) @ worf1001

Hallo,

wir sind hier ein Forum und ein EEG kann nur von einem Neurologen oder Facharzt diagnostiziert werden.

Was den Flug morgens um 6:30 anbetrifft würde ich Dir den Tipps geben einfach schon die Tage davor früher ins Bett zu gehen und auch morgens früher aufzustehen.

Wünsche auch einen schönen Urlaub

LG schaf059

Erfahrung / Meinung zum Ergebnis des EEG

Anton, Wednesday, 19.06.2024, 18:53 (vor 145 Tagen) @ worf1001

Hallo und guten Abend,

ich schließe mich den Ausführungen meines Vorschreibers an. Ein EEG kann nur ein gut ausgebildeter Neurologe mit Kenntnissen in der Epileptologie lesen und deuten. Hinzu kommt noch, dass ein EEG alleine wenig aussagt, erst wenn der Neurologe regelmäßig die Hirnströme misst und sich die möglichen Abweichungen ansieht, ist er in der Lage, etwas zur Krankheit zu sagen. Hinzu kommt noch, dass ein EEG nur ein Teil der Diagnostik eines Anfallsleidens ist. Viel wichtiger ist, was der von dir geführte Anfallskalender sagt. Wenn dort schon lange keine Anfälle oder Vorgefühle mehr eingetragen wurden, ist davon auszugehen, dass neue Anfälle auch während der Urlaubszeit nicht auftreten.

Das jedoch nur unter der Voraussetzung, dass auch während der Zeit auf Zypern „normal“ gelebt wird, was bedeutet, keinen Alkohol, ausreichend Schlaf, wenig Aufregung und eine Vorgeschichte, bei der ein Auslandsurlaub möglich ist. Sollten es sonst noch Probleme geben, ich denke an Bluthochdruck, Du leidest an einer Tachykardie, oder andere Krankheiten bestehen, sollte es mit dem Hausarzt abgesprochen werden. Die Medikamenteneinnahme sollte während des Urlaubs eingehalten werden. Derzeit ist es in einigen Gegenden unseres Kontinents gefährlich heiß, auch hier sollte beachtet werden, dass das mit der Gesundheit vereinbar ist.

Ich bin als Patient früher unter wesentlich schlechteren gesundheitlichen Voraussetzungen häufig geflogen, auch Langstreckenflüge und große Temperaturunterschiede waren dabei. Ich musste damals mitten in der Nacht aufbrechen, um rechtzeitig am Flughafen zu sein, wegen des Eincheckens. Das lässt sich heute im Internet erledigen, damit hat man einen großen Zeitgewinn. Mir haben die Urlaube immer sehr gutgetan, obwohl sie anstrengend waren. Ich konnte immer Kraft tanken und habe mich danach gut gefühlt. Ich wünsche einen schönen Urlaub und vor allem Gesundheit.

Liebe Grüße
Anton

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Die Informationen ersetzen auf keinen Fall eine professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte. Die Inhalte können und dürfen nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen.

Erfahrung / Meinung zum Ergebnis des EEG

worf1001, Thursday, 20.06.2024, 10:00 (vor 144 Tagen) @ Anton

Vielen Dank für die Antworten.

Also gemäss meiner Neurologin darf ich auch Autofahren und muss erst wieder in 2 Jahren zur Kontrolle.

Ich mache mir nur wegen den Ferien nach Zypern Sorgen, weil ich immer gestresst bin in den Ferien. Es ist eine Reise mit der Familie meiner Frau. Und ist mir ehrlich gesagt zuweit, weil ich absolut nicht gerne Reise. Besonders die Abreise stresst mich, weil ich der Flieger um 06:30 Uhr geht. Wenn ich nervös bin, schlafe ich dann jeweils sehr lange nicht ein. Dann gibt es daraus sehr wenig Schlaf. Und generell bin ich vom Typ her so, dass ich spät einschlafe und länger am Morgen schlafe.

Ja zudem gehen wir dorthin wo mein Bruder vor 8 Jahren gestorben ist. Er ging am Strand joggen, hatte einen epileptischen Anfall und ist ertrunken.
Nicht angenehm, da ich seither auch Epilepsie habe.

Ich werde, falls ich am Samstag fliege, sicher eine Schlaftablette (Zolpidem) oder Alprazolam (Xanax bzw. Tafil) nehmen, damit ich zum Schlaf komme und so etwas entspannt bin. Als Alternative habe ich am Dienstag ein Flug, welcher am Mittag geht.

Erfahrung / Meinung zum Ergebnis des EEG

Anton, Thursday, 20.06.2024, 17:57 (vor 144 Tagen) @ worf1001
bearbeitet von Anton, Thursday, 20.06.2024, 18:09

Danke für die Antwort auf mein Schreiben,

zum Schlafen kann ich dich mit einer Erfahrung beruhigen. Meine frühere Freundin, von Beruf Krankenschwester und medizinisch sehr versiert, hat mir in Fällen, wie Du sie vor der Abreise haben wirst, empfohlen, sich einfach hinzulegen, das sei genauso gut wie Schlafen. Heute kann ich sagen, dass da was dran ist. Besser ein paar Stunden in Ruhe liegen als über Stunden Aufregung, weil es mit dem Schlafen nicht klappt.

Dann zum Schlafmittel. Ich bin am 1. Juni 2006 am rechten Temporallappen operiert worden. Am Abend zuvor bekam ich einen neuen Bettnachbarn, der unheimlich laut schnarchte. Obwohl ich ihn immer wieder aus dem Schlaf geholt habe, wenn er schlief, war es laut im Zimmer. Daraufhin habe ich der Stationsärztin erklärt, dass die geplante OP am Folgetag nicht stattfinden könnte. Dann hat sie mir ein Schlaf-/Beruhigungsmittel Namens „Noctamid“ (Wirkstoff Lormetazepam) gegeben, das hat wunderbar geholfen und ich war am nächsten Tag fit für die OP. Vielleicht hast Du die Zeit, mit der Neurologin darüber zu sprechen. Es ist ein Mittel, das nur für kurze Zeit genommen werden darf.

Eine Ehe ist immer ein Geben und ein Nehmen. Bist Du der Meinung, dass Deine Frau unbedingt dorthin will? Hat sie vielleicht einen Grund und ist der Meinung, dass eine erneute Reise dorthin dir bei der Verarbeitung des Verlustes Deines Bruders hilfreich sein könnte. Wenn dich das frühe Aufstehen so belastet, wäre es schon sinnvoll, eine andere Flugzeit zu buchen. Oder vielleicht möchte Deine Frau nur mit dir verreisen, wohin ist ihr nicht so wichtig. In Deutschland lässt sich auch gut Urlaub machen, nach Zypern könnt ihr ja fliegen, wenn es dir wieder besser geht.

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, ich bin Patient ohne medizinische Ausbildung. Wenn von mir Wirkstoffe und Verhaltenshinweise genannt worden sind, waren sie Teil meiner persönlichen Erfahrung als Patient. Ich wünsche dir, dass sich Deine Bedenken nicht bestätigen und es am Ende ein Erholungsurlaub wird. Alles Gute!

Viele Grüße
Anton

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Erfahrung / Meinung zum Ergebnis des EEG

worf1001, Friday, 21.06.2024, 10:27 (vor 143 Tagen) @ Anton

Hallo Anton

Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.

Grundsätzlich ist mir eh nie wohl so weit in die Ferien zu gehen und im Hotel zu schlafen.
Meistens bin ich die ersten Tage ziemlich nervös. Und dann ist das Schlafen halt immer nicht wirklich gut...
Das ist einfach so und ich habe das für mich akzeptiert. Ich bin so, das ist ein Teil von mir.

Meine Frau will nicht wegen mir (und dem Vorfall meines Bruders) dorthin gehen. Die Buchung wurde mit ihrer ganzen Famiie (10 Personen) gemacht. Wir fliegen also zu 10. Und falls ich am Dienstag nachfliegen würde, dann wäre das kein Problem. Sie ist ja bei ihrer Familie.
Leider haben wir erst im Februar gebucht und so hatten wir nicht mehr soviel zur Auswahl. Mein Favorit wäre eher Barcelona gewesen, weil es näher ist und weniger lang zu fliegen.

Ja wie gesagt, so früh am Morgen los, dabei ist mir gar nicht wohl. Aber auch so lange in Zypern sein, mag ich nicht besonders. Eventuell kann ich durch den Flug am Dienstag (Abflug um 13:30) es besser gestalten. Aber ich kann mich nicht entscheiden. Jedoch muss ich es bis um 17:00 Uhr definitv entschieden haben.

Da es halt sonst sehr gut läuft, keine Anfälle mehr und sonst sozial sehr engagiert, habe ich einfach Angst irgendetwas zu risikieren. So einen hohen Stellenwert haben Ferien für mich nicht. Wobei nochmals gesagt:

Ich hatte im Nvoember 2020 aus dem Schlaf hinaus einen epileptischen Anfall. Ich ging ins Bett und als ich erwachte, standen im Wohnzimmer 3 Sanitäter und 2 Polizisten. Meine Frau hat sie gerufen. CT ergab nichts. MRI und EEG zeigten auch nichts an. Ausser MRI: Das Altersmaß überschreitende
Anzahl an White-matter-lesions in unspezifischer Verteilung. Medikamente hatte ich damals zum Schlaf und wegen der Psyche genommen. Abends: 25mg Trittico, Morgens: 10mg Seropram. Diese habe ich dann auch weiter genommen. Aber ansonsten nichts, keine Antieleptika.
Bis März 2021 hatte ich dann nichts mehr. Dann wieder in der Nacht zuerst einen kleinen Anfall. Ich erwachte, als meine Frau mit einer Tasse Tee neben mir stand... ich sagte, dass ich nur Kopfschmerzen habe und habe eine Dafalgan genommen. Bin dann wieder eingeschlafen und bin dann auf der Intensivstation aufgewacht. Ich hatte wieder einen Anfall und die Sanitäter konnten mich nicht beruhigen (gibt es anscheinend oft nach einem Anfall). Im Spital habe ich dann Keppra erhalten 2x 750mg. Trittico und Seropram habe ich in der Folge dann abgesetzt.
Keppra ertrugt ich schlecht. Wurde sehr depressiv. Ich hatte ab Sommer 2021 dann schrittweise zu Lamictal 2x 100mg gewechselt. Aber seither bin ich anfallsfrei gewesen. Es hat auch nie was angezeigt gehabt. Bis eben letztes Mal im Mai diese Werte, welche mich verunsichert hatten.
Ich hatte meiner Neurologin letzten Sonntag geschrieben, was das genau für mich bedeutet. Habe aber keine Antwort erhalten.

Mit dem Arzt habe ich gesprochen, dass ich Xanax oder Stilnox nehmen kann. Ist beides kein Problem mit Lamictal.
Jetzt muss ich entscheiden was ich mache. Morgen früh fliegen oder Dienstag...

Erfahrung / Meinung zum Ergebnis des EEG

Anton, Friday, 21.06.2024, 14:20 (vor 143 Tagen) @ worf1001

Hallo,

wenn geheiratet wird, gehört der Mann meistens zur Familie der Frau. So wie auch bei dir. Von meinem Gefühl her ist es für dich zwar angenehm, aber Du stehst oft im Mittelpunkt und musst immer einwandfrei liefern. Das kann schön sein, ist aber auch anstrengend. Du hast die Familie, den Beruf und Angst vor neuen Anfällen. Angst vor der Zukunft und bist wenig belastungsfähig. Wenn Du so weitermachst, endet es mit einem Burnout.

Aus dem Grunde kann ich nur raten, psychologische Psychotherapie in Anspruch zu nehmen. Sie kann vom Hausarzt oder Neurologen verordnet werden. So etwas wird in Fällen wie bei dir, das weiß ich aus eigener Erfahrung, in Form einer Gesprächstherapie angeboten. Zuerst solltest Du dir darüber im Klaren sein, ob Du es überhaupt möchtest.

Dann solltest Du entscheiden, ob der Therapeut ein Mann oder eine Frau sein sollte. Die Wartezeiten auf eine solche Therapie sind lang. Wenn die Therapie beginnt, hast Du mehrere sogenannte „probatorische Sitzungen“, die dienen dazu, den richtigen Therapeuten zu finden. Ich habe diese Hilfen während meiner Krisenzeiten über Jahre in Anspruch genommen, sie haben mir sehr geholfen.

Viele Grüße
Anton

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Die Informationen ersetzen auf keinen Fall eine professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte. Die Inhalte können und dürfen nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen.

Erfahrung / Meinung zum Ergebnis des EEG

worf1001, Friday, 21.06.2024, 14:53 (vor 143 Tagen) @ Anton

Hallo Anton

Vielen Dank für Deine Ausführungen.
Meine Ängste betreffen in diesem Fall leider nur die Ferien. Ansonsten stehe ich im Leben voll drin und bin auch sozial voll engagiert, ohne irgendwelche Bedenken.

Vielleicht klingt es halt so, dass ich mein ganzes Leben gestresst bin. Denn im Moment läuft es absolut gut und ich bin sehr zufrieden.
Nur wenn es jetzt um diese "anstrengende" Reise geht, mache ich mir Gedanken, ob das gut ist oder ob ich da Grenzen setzen sollte. Das ist schwierig, weil ich relativ selten Reise ist das eben schwierig abzuschätzen.

Meine Anfälle habe ich dir jetzt beschrieben, damit du es weisst. Aber ehrlich gesagt im Alltag belastet mich dies nicht mehr. Da habe ich mich psychologisch gut behandeln lassen. Aber eben im Falle von Reise (neues, anstrengendes, etc.) bin ich dann schon sehr unsicher.

Aus diesem Grund überlege ich nun, ob ich morgen früh reise oder erst am Dienstag entspannt ab Mittag.

Meine Frau lässt mir die Wahl. Da muss ich mir Gedanken.

Und zu erzählen, was mir passierte und wie ich da jetzt im Falle der Ferien empfinde, habe ich jetzt genutzt, weil ich niemanden kenne, der auch Epilepsie hat. Das macht es dann manchmal schwieriger.

Roger