Ist die Aussage im Befund als Ausschlussdiagnose zu sehen?

Candela, Friday, 08.11.2024, 21:50 (vor 30 Tagen)

Hallo, liebes Forum,

ich war im Oktober zur Überprüfung meiner Epilepsie-Diagnose vor einigen Jahren zur Untersuchung in einer Uniklinik.

Das EEG war dort hinsichtlich Epilepsie unauffällig, es gab nur Thetawellen, einzeln und in Gruppen auftretend. Nur weiß ich ja, dass ein EEG immer nur eine Momentaufnahme ist.

In der Uniklinik wurde auch eine neuropsychologische Testung vorgenommen. Dabei zeigten sich Defizite in attentional-exekutiven Funktionen, was ich auch in meinem Alltag immer wieder feststelle. Ich habe vor allem Probleme bei der Planung, Selbstorganisation, Motivation, Regulation meiner Emotionen, beim Arbeitsgedächtnis und beim Halten der Aufmerksamkeit.

Im Arztbrief, den ich letzte Woche von der Uniklinik bekommen habe, wurde es so formuliert:

In der Summe konnte ich die von der Patientin berichteten Beschwerden bei den erst hier erhebbaren Daten nicht zwanglos als Ausdruck einer Epilepsie verstehen.

Mir wurde geraten, mich zur weiteren Abklärung einer Klinik mit Kognitionsanalysen wie z.B. ein Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen vorzustellen.

Ist das nun eine Epilepsie-Ausschlussdiagnose?

Es grüßt euch

Candela

Ist die Aussage im Befund als Ausschlussdiagnose zu sehen?

Anton, Saturday, 09.11.2024, 14:20 (vor 29 Tagen) @ Candela

Hallo Candela,

was war der Grund, eine Überprüfung der Epilepsie-Diagnose von vor einigen Jahren durchführen zu lassen? Hattest Du Anfälle oder ging es um den Führerschein? Ich finde, sofern Anfälle seit langem nicht mehr aufgetreten sind, ist eine Untersuchung in einem Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen sinnvoll. Denn das kann ja auch in eine andere Richtung gehen, ich denke an die Vorstufe einer Demenz, an erhebliche berufliche Belastungen oder psychische Beschwerden. Ich würde dem Vorschlag des Neurologen Folge leisten. So wie der Neurologe schreibt, ist eine Epilepsie nicht zu erkennen. Apropos „Ausschlussdiagnose“. Ob es ein Anfallsleiden ist oder nicht, spürst immer noch du am besten selbst.

Viele Grüße
Anton

--
Die Informationen ersetzen auf keinen Fall eine professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte. Die Inhalte können und dürfen nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen.

Ist die Aussage im Befund als Ausschlussdiagnose zu sehen?

Candela, Sunday, 10.11.2024, 11:21 (vor 28 Tagen) @ Anton

Hallo Candela,

was war der Grund, eine Überprüfung der Epilepsie-Diagnose von vor einigen Jahren durchführen zu lassen? Hattest Du Anfälle oder ging es um den Führerschein? Ich finde, sofern Anfälle seit langem nicht mehr aufgetreten sind, ist eine Untersuchung in einem Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen sinnvoll. Denn das kann ja auch in eine andere Richtung gehen, ich denke an die Vorstufe einer Demenz, an erhebliche berufliche Belastungen oder psychische Beschwerden. Ich würde dem Vorschlag des Neurologen Folge leisten. So wie der Neurologe schreibt, ist eine Epilepsie nicht zu erkennen. Apropos „Ausschlussdiagnose“. Ob es ein Anfallsleiden ist oder nicht, spürst immer noch du am besten selbst.

Viele Grüße
Anton

Hallo Anton,

danke für deine Antwort.

Als bei mir 2017 die Diagnose "Generalisierte Epilepsie mit Absencen und Myoklonien" gestellt wurde, bekam ich Lamotrigin verschrieben. Ab 2021 waren meine EEGs unauffällig und ich konnte das Medikament absetzen.

Seit Beginn des Jahres bemerkte ich aber wieder verstärkt Abwesenheitszustände. Ich ging zu einem anderen Neurologen, wo ein EEG gemacht wurde. Er sagte mir anschließend flapsig: "Ihr EEG sieht aus wie Kraut und Rüben. Das muss aber nichts Schlimmes bedeuten". Er überwies mich zur Abklärung zu einer Uniklinik.

Die Vorstellung, es könnte sich um eine beginnende Demenz handeln, finde ich absolut schrecklich. Schließlich bin ich erst 46! Allerdings könnte es sich um eine psychische Problematik handeln. Ich habe mich im letzten Jahr beruflich selbst sehr unter Druck gesetzt. Auch fühle ich mich in meiner Wohnung nicht mehr wohl. Meine Nachbarn sind sehr laut, doch mein Vermieter nimmt sie in Schutz. Er hat mir schon mit Kündigung gedroht. Das Alles ist natürlich sehr belastend für mich. Ich beiße mir seitdem auch wieder im Schlaf vermehrt auf die Zunge und Lippe.

Ich kann gar nicht richtig einschätzen, ob das nun epileptische oder rein psychische Beschwerden sind.

Gruß,

Candela

Ist die Aussage im Befund als Ausschlussdiagnose zu sehen?

Anton, Monday, 11.11.2024, 09:24 (vor 27 Tagen) @ Candela

Hallo Mandela,

in der Epilepsiebehandlung wird von Neurologen oft der Fehler begangen, dass sie ihren Patienten zu früh empfehlen, die medikamentöse Therapie abzubrechen. Das ist meiner Meinung nach nicht Unwissen, sondern weil sie ja nur nach den Auskünften der Patienten handeln und entscheiden können. Ein Patient, der im Allgemeinen frei von Anfällen ist, hin und wieder aber leichte Aussetzer spürt, wird in der Regel dem Arzt nicht davon berichten, weil er Angst um seine Fahrerlaubnis hat. Und so gibt es viele andere ähnlich gelagerte Fälle.

Ich bin im Juni 2006 am Temporallappen operiert worden und war ab dann anfallsfrei. Bereits im Dezember 2008 sind mir erstmals Vorschläge von Ärzten unterbreitet worden, die Wirkstoffe langsam auszuschleichen. Ich war natürlich froh, das zu hören. Da ich immer gerne alles schriftlich mache, hatte ich einen Plan für das langsame Ausdosieren der Medikamente entworfen und meinem Haus-Neurologen vorgestellt. Der hat die Hände über den Kopf zusammengeschlagen und hielt davon gar nichts, weil er auch über reichlich Erfahrungen verfügte hinsichtlich neuer Rezidive nach Operationen und Medikamentenabsetzungen. Auf seinen Rat hin habe ich alles so gelassen. Ich weiß, dass mich die Medikamente etwas beeinflussen, aber damit kann ich leben.

Ich weiß aber auch, hätte ich die Medikamente damals abgesetzt, wäre es aller Voraussicht nach wieder zu Anfällen gekommen. Warum? Ich war in den letzten Jahren durch zahlreiche onkologische Therapien und vielen Operationen unter Narkosen großen außergewöhnlichen Belastungen ausgesetzt. Ob ich das alles ohne die medikamentöse antiepileptische Therapie überstanden hätte, bezweifele ich.

Denn, ob der Körper ein unauffälliges Leben ohne diese Therapie verkraften kann, entscheidet sich erst bei außergewöhnlichen Herausforderungen. In Deinem Fall ist es der Ärger im Haus mit den Nachbarn, die Ungewissheit, ob es Anfälle sind oder nicht, die Tatsache, dass dich Ärzte mit Deinen Problemen im Regen stehen lassen und der berufliche Stress.

Ich habe Situationen erlebt, in denen es wichtig war, selbst zu entscheiden, was mit Medikamenten passiert. Das habe ich nie heimlich und ohne Absprache mit den Ärzten gemacht, sondern ich habe entschieden und es den Medizinern mitgeteilt und mit ihnen über die Gründe meines Handelns gesprochen. Befände ich mich in Deinem Fall, würde ich versuchen, das Lamotrigin langsam wieder aufzudosieren, und warten, was dann passiert. Ich wünsche gute Besserung!

Liebe Grüße
Anton

--
Die Informationen ersetzen auf keinen Fall eine professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte. Die Inhalte können und dürfen nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen.