Zweiter Krampfanfall = Epilepsie?
Enne, Thursday, 23.01.2025, 20:46 (vor 63 Tagen)
bearbeitet von Enne, Thursday, 23.01.2025, 21:04
Hallo und danke für die Aufnahme.
Mein Sohn hat im Dez.23 im Alter von 15 Jahren nach mehrtägigen Schlafentzug und Alkohol einen ersten Krampfanfall erlitten. Schwindel, Sturz bewusstlos und klonisch mit beiden Armen gezittert. Laktat 2,5 Moll. EEG unauffällig, Entlassung da Gelegenheitanfall. Prolactin 25.45 ng/ml
LDH 363 U/L
Phosphor 1.72
Triglyceride 151 mg/dl
Harnstoff 17 mg/dl
Blutzucker 109 mg/dl
MCHC 325 g/l
PTT 30.6 sek
Kretanin kinase 154U/l
Jetzt vor zwei Wochen Jan. 25 den zweiten. Schwindel, dann Sturz, dann bewusstlos und Zittern der Beine für ca. 20-30 sek. Bewusst nach insgesamt ca. 1 Minute. Augen geschlossen, aber Zungenbiss. Zuvor nichts gegessen, getrunken nur einen red Bull und Verdampfer geraucht. Zuvor mindestens 4 Nächte Max 4 Stunden am Stück geschlafen. EEG unauffällig, Laktat 2,6 Moll. Sonst nichts…
Ist das jetzt eine Epilepsie? Wir haben kommenden Montag einen Termin beim Neurologen.
Er macht z.Z. eine Ausbildung zum Dachdecker, sein absoluter Traumjob!
Was mache ich nun! Er ist jetzt schon am Boden zerstört und wird aggressiv, wenn ich andeute, dass er diese Ausbildung nicht weiter machen kann!
Kann er eventuell mit permanenten Sicherungen trotzdem die Ausbildung machen?
Ich hab seit dem, bis morgen eine AU und noch zwei weitere Kinder.
Hat jemand Erfahrung?
Ich danke euch für Antworten!
LG
Kati
Zweiter Krampfanfall = Epilepsie?
Lizzy, Friday, 24.01.2025, 12:59 (vor 62 Tagen) @ Enne
Hallo Kati,
am Montag habt ihr ja eh einen Termin und der Neurologe (sofern in Epilepsie wirklich fachkundig) kann euch sicher viel darüber beraten.
Ab dem 2. Anfall spricht man von einer Epilepsie.
Für die Ausbildung zum Dachdecker sehe ich mächtig schwarz. Anfälle, die mit Stürzen einhergehen, das geht nicht lange gut...
Hat er die Anfälle in 3 Jahren immer noch, kann er auch den Führerschein auf Eis legen, dafür muss man generell 1 Jahr anfallsfrei sein.
Seine Lebensführung spielt der Epilepsie nur so in die Hände (Red Bull steht sogar im Verdacht, Gehirnschäden zu verursachen, vom Verdampfer ganz zu schweigen).
Aber gut, zu Teenagerzeiten waren wir fast alle so.
Regelmäßiger ausreichender Schlaf, Stressvermeidung und am besten gar kein Alkohol mit was auch immer es werden wird- regelmäßiger Medikamenteneinnahme sind schon sehr wichtig. Will man die Anfälle loswerden, muss man sein Leben umstellen, da führt kein Weg dran vorbei. Nicht schön, aber die Altinative bei vielen Anfällen wäre, sich dauerhaft kaputt zu fühlen.
Ihr seid jetzt noch ganz am Anfang, auf Dauer könntet ihr nach einem Video Monitoring (am besten in einem Epilepsiezentrum mit Pädiatrie) fragen. Das geht meistens 5 Tage, ist ein Dauereeg, wobei man gefilmt und dauerhaft überwacht wird, aufstehen darf man nur zum WC, Duschen ist nicht drin. Da wird untersucht, wo der Herd liegt und ob man (erst nach dem 3. Mediversuch) die entsprechende Region operieren kann. Bei einer Rolando Epilepsie hat man Glück, bei der spricht man von "verwachsen", weil sie irgendwann im Jugendalter auftreten und im Erwachsenenalter verschwinden.
Desitin (Medi Hersteller) hat eine gute informative Seite, da kannst du dich mal reinlesen.
https://www.desitin.de/therapiegebiete/epilepsie/symptome-anfallsformen/
Viel Erfolg und alles Gute euch!
lg Lizzy
Hallo und danke für die Aufnahme.
Mein Sohn hat im Dez.23 im Alter von 15 Jahren nach mehrtägigen Schlafentzug und Alkohol einen ersten Krampfanfall erlitten. Schwindel, Sturz bewusstlos und klonisch mit beiden Armen gezittert. Laktat 2,5 Moll. EEG unauffällig, Entlassung da Gelegenheitanfall. Prolactin 25.45 ng/ml
LDH 363 U/L
Phosphor 1.72
Triglyceride 151 mg/dl
Harnstoff 17 mg/dl
Blutzucker 109 mg/dl
MCHC 325 g/l
PTT 30.6 sek
Kretanin kinase 154U/l
Jetzt vor zwei Wochen Jan. 25 den zweiten. Schwindel, dann Sturz, dann bewusstlos und Zittern der Beine für ca. 20-30 sek. Bewusst nach insgesamt ca. 1 Minute. Augen geschlossen, aber Zungenbiss. Zuvor nichts gegessen, getrunken nur einen red Bull und Verdampfer geraucht. Zuvor mindestens 4 Nächte Max 4 Stunden am Stück geschlafen. EEG unauffällig, Laktat 2,6 Moll. Sonst nichts…Ist das jetzt eine Epilepsie? Wir haben kommenden Montag einen Termin beim Neurologen.
Er macht z.Z. eine Ausbildung zum Dachdecker, sein absoluter Traumjob!
Was mache ich nun! Er ist jetzt schon am Boden zerstört und wird aggressiv, wenn ich andeute, dass er diese Ausbildung nicht weiter machen kann!
Kann er eventuell mit permanenten Sicherungen trotzdem die Ausbildung machen?
Ich hab seit dem, bis morgen eine AU und noch zwei weitere Kinder.
Hat jemand Erfahrung?
Ich danke euch für Antworten!
LG
Kati
Zweiter Krampfanfall = Epilepsie?
Anton, Saturday, 25.01.2025, 16:54 (vor 61 Tagen) @
Enne
bearbeitet von Anton, Saturday, 25.01.2025, 17:32
Hallo,
und herzlich willkommen bei uns im Forum. Eigentlich schade, dass Du deinen Sohn nicht so weit steuern kannst, dass er ein lebenswertes Leben führt. Alkohol und Schlafentzug sind die größten Trigger, wenn jemand die Veranlagung hat, Anfälle zu bekommen.
Ich würde dieses Geschehnis als letzte Warnung sehen und ihn deutlich darauf hinweisen, dass sich es schnell zu einer Epilepsie entwickeln kann. Als Dachdecker wird er bei vielen Richtfesten anwesend sein, sollte er sich da für sich selbst nicht auf null Alkohol einigen können, sehe ich es schwarz für ihn.
Und auch für seinen Kopf, denn das menschliche Gehirn ist bis zum 25. Lebensjahr in der Entwicklungsphase, sollte er weiterhin trinken, wäre mit späteren Defiziten zu rechnen. Ich wünsche Deinem Sohn, dass der Neurologe ihm den Ernst der Sache klar macht, damit er in Zukunft ein solides Leben führt.
Liebe Grüße
Anton
PS.: Bitte versteht es nicht falsch, das alles soll keine Belehrung sein, ich fände es nur zu schade, wenn er in dem Beruf, den er ja gerne ausüben möchte, nicht arbeiten könnte.
--
Die Informationen ersetzen auf keinen Fall eine professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte. Bitte wenden Sie sich an ihren Neurologen!
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Zweiter Krampfanfall = Epilepsie?
Enne, Thursday, 30.01.2025, 18:21 (vor 56 Tagen) @ Anton
Hallo,
und herzlich willkommen bei uns im Forum. Eigentlich schade, dass Du deinen Sohn nicht so weit steuern kannst, dass er ein lebenswertes Leben führt. Alkohol und Schlafentzug sind die größten Trigger, wenn jemand die Veranlagung hat, Anfälle zu bekommen.
Ich würde dieses Geschehnis als letzte Warnung sehen und ihn deutlich darauf hinweisen, dass sich es schnell zu einer Epilepsie entwickeln kann. Als Dachdecker wird er bei vielen Richtfesten anwesend sein, sollte er sich da für sich selbst nicht auf null Alkohol einigen können, sehe ich es schwarz für ihn.
Und auch für seinen Kopf, denn das menschliche Gehirn ist bis zum 25. Lebensjahr in der Entwicklungsphase, sollte er weiterhin trinken, wäre mit späteren Defiziten zu rechnen. Ich wünsche Deinem Sohn, dass der Neurologe ihm den Ernst der Sache klar macht, damit er in Zukunft ein solides Leben führt.
Liebe Grüße
AntonPS.: Bitte versteht es nicht falsch, das alles soll keine Belehrung sein, ich fände es nur zu schade, wenn er in dem Beruf, den er ja gerne ausüben möchte, nicht arbeiten könnte.
Hallo,
und danke für eure Antworten…
im Schlafentzug EEG war es nun sichtbar. Generalisierte Potentiale entdeckt.
Er bekommt jetzt Valproat 500 mg ab der zweiten Woche (erste Woche nur 250 mg).
Wie gut ist dieses Medikament?
Bezüglich der Ausbildung zum Dachdecker müssen wir mit dem Betrieb sprechen und ein Gutachten durch Arbeitsmediziner erstellen lassen, sofern der Betrieb morgen zustimmt.
Welche Ursachen können denn generalisierte Anfälle haben? Auch Vernarbungen im Hirn? Bei fokalen hab ich sowas gelesen, aber nicht bei generalisierten…Wenn ja, kann man diese (wenn gut gelegen) auch operativ entfernen? Ich möchte alles ausloten, um ihm eine Lebenslange Medikamentennahme zu ersparen.
Lieben Dank schon einmal
Hallo,
und herzlich willkommen bei uns im Forum. Eigentlich schade, dass Du deinen Sohn nicht so weit steuern kannst, dass er ein lebenswertes Leben führt. Alkohol und Schlafentzug sind die größten Trigger, wenn jemand die Veranlagung hat, Anfälle zu bekommen.Ich würde dieses Geschehnis als letzte Warnung sehen und ihn deutlich darauf hinweisen, dass sich es schnell zu einer Epilepsie entwickeln kann. Als Dachdecker wird er bei vielen Richtfesten anwesend sein, sollte er sich da für sich selbst nicht auf null Alkohol einigen können, sehe ich es schwarz für ihn.
Und auch für seinen Kopf, denn das menschliche Gehirn ist bis zum 25. Lebensjahr in der Entwicklungsphase, sollte er weiterhin trinken, wäre mit späteren Defiziten zu rechnen. Ich wünsche Deinem Sohn, dass der Neurologe ihm den Ernst der Sache klar macht, damit er in Zukunft ein solides Leben führt.
Liebe Grüße
AntonPS.: Bitte versteht es nicht falsch, das alles soll keine Belehrung sein, ich fände es nur zu schade, wenn er in dem Beruf, den er ja gerne ausüben möchte, nicht arbeiten könnte.
Zweiter Krampfanfall = Epilepsie?
Anton, Friday, 31.01.2025, 09:53 (vor 55 Tagen) @ Enne
Hallo, um es kurz zu machen, wenn im Erwachsenenalter Anfälle auftreten hat es in der Regel folgende Gründe. Entweder sie sind genetisch bedingt, oder während des bisherigen Lebens hat etwas dazu geführt, dass sie auftreten.
Warum treten sie auf? Ich als Patient sehe eine Schwachstelle im Gehirn, wenn Anfälle auftreten. Sie kann entstanden sein während der Geburt, bei einem Trauma oder durch langjährige exzessive Lebensweise. Oder wenn es bei den Vorfahren Epilepsien schon gegeben hat.
Als pharmakologischer Laie bin ich der Meinung, dass Valproinsäure erstmal als Schutz gegen weitere Anfälle gegeben wird, um dann später auszuloten, welches zielgerichtete Mittel Anfallsfreiheit bei wenig unerwünschten Nebenwirkungen eingesetzt werden soll. Ich bin mit Valproat nicht zurechtgekommen.
Dennoch: Das A und O einer Epilepsietherapie heißt, entweder regelmäßig einnehmen, ohne es zu vergessen, oder die Pille gleich in den Kanal werfen. Ein Dazwischen gibt es nicht.
--
Die Informationen ersetzen auf keinen Fall eine professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte. Bitte wenden Sie sich an ihren Neurologen!
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Zweiter Krampfanfall = Epilepsie?
Enne, Friday, 31.01.2025, 20:42 (vor 55 Tagen) @ Anton
Hallo,
Danke schon mal für deine Einschätzung. Es ist aber nicht im erwachsenen Alter aufgetreten, sondern mit Ende 15 Jahren erstmalig.
Darf ich fragen, inwiefern du mit dem Medikament nicht zurecht gekommen bist?
Dankeschön und VG
Hallo, um es kurz zu machen, wenn im Erwachsenenalter Anfälle auftreten hat es in der Regel folgende Gründe. Entweder sie sind genetisch bedingt, oder während des bisherigen Lebens hat etwas dazu geführt, dass sie auftreten.
Warum treten sie auf? Ich als Patient sehe eine Schwachstelle im Gehirn, wenn Anfälle auftreten. Sie kann entstanden sein während der Geburt, bei einem Trauma oder durch langjährige exzessive Lebensweise. Oder wenn es bei den Vorfahren Epilepsien schon gegeben hat.Als pharmakologischer Laie bin ich der Meinung, dass Valproinsäure erstmal als Schutz gegen weitere Anfälle gegeben wird, um dann später auszuloten, welches zielgerichtete Mittel Anfallsfreiheit bei wenig unerwünschten Nebenwirkungen eingesetzt werden soll. Ich bin mit Valproat nicht zurechtgekommen.
Dennoch: Das A und O einer Epilepsietherapie heißt, entweder regelmäßig einnehmen, ohne es zu vergessen, oder die Pille gleich in den Kanal werfen. Ein Dazwischen gibt es nicht.
Zweiter Krampfanfall = Epilepsie?
Anton, Sunday, 02.02.2025, 15:39 (vor 53 Tagen) @
Enne
bearbeitet von Anton, Sunday, 02.02.2025, 15:48
Hallo, Du möchtest wissen, warum ich mit Valproinsäure nicht zurechtgekommen bin. Damit meine ich, dass ich mit dem Verhältnis Wirkung – Nebenwirkungen nicht zufrieden war. Um anfallsfrei zu sein, brauchte ich eine derart hohe Dosis, die mich kognitiv so eingeschränkt hatte, so dass ein normales Leben nicht mehr möglich war. Ein Zustand, der für deinen Sohn, der sich als Dachdecker ständig in Gefahrenbereichen aufhalten muss, völlig unakzeptabel wäre.
Viele Grüße
Anton
--
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