Epileptische Anfälle oder nicht?

themouse, Friday, 25.04.2025, 11:52 (vor 17 Tagen)

Hallo liebe Forianer,
meine Mutter ist 89 Jahre alt. Bei ihr wurden letztes Jahr im EEG epileptische Anfälle festgestellt. Sie bekam Keppra, das sie überhaupt nicht vertragen hat und das wieder abgesetzt wurde. Sie hat außerdem vaskuläre Demenz (nicht besonders stark ausgeprägt) und mehrere abgelaufene stumme Schlaganfälle sowie eine Hirnblutung, die erst vier Wochen zurückliegt.
Seit sie wieder zu Hause ist, hat sie täglich merkwürdige "Anfälle". Sie ist stundenlang völlig normal, und plötzlich legt's ihr einen Schalter um. Dann sitzt sie da, schaukelt mit dem Oberkörper vor und zurück und zur Seite, hechelt wie verrückt (hyperventiliert fast) und murmelt Zahlen vor sich hin. Ihr Gesicht wirkt maskenhaft und panisch, und sie ist kaum ansprechbar. Wenn man sie anspricht und eine Antwort bekommt, klingt ihre Stimme tiefer und gepresst. Manchmal wird sie auch aggressiv oder läuft in der Wohnung ziellos umher. Diese "Anfälle" dauern häufig mehrere Stunden. Danach schläft sie ein und ist hinterher wieder die Alte.
Können das epileptische Anfälle sein? Ich mag schon keinen Arzt mehr um Rat fragen, weil ich das Gefühl habe, dass die Mediziner nur im Nebel stochern. Weil sie schon so alt ist, scheint sie sowieso abgeschrieben zu sein. Doch weil ich mich um sie kümmere und 24/7 das Ganze ertragen muss, brauche ich ganz dringend Rat.
Liebe Grüße von der ziemlich verzweifelten Tochter

Epileptische Anfälle oder nicht?

Anton, Saturday, 26.04.2025, 14:19 (vor 16 Tagen) @ themouse

Hallo und guten Tag,

Ärzte müssen allgemein mit viel Kritik leben. Aber ich unterstelle keinem Mediziner, dass er nicht sein Bestes gibt, um Patienten zu helfen. Auch Ärzte brauchen Erfolgserlebnisse. Und dieser Erfolg stellt sich bei der Behandlung von Epilepsie-Patienten oft erst sehr spät oder gar nicht ein, das hat mit dem Alter nichts zu tun.

Ich bin auch Patient und weiß, dass man bei Epilepsie hart sein und immer wieder beim Arzt nachfragen muss, ob nicht eine Veränderung der Therapie Verbesserung bringt. Was Du von Deiner Mutter beschreibst, könnten sogenannte Auren sein, das sind so Vorgefühle, die ein Patient erlebt, bevor es zum Anfall kommt. Und Auren können auch ein Zeichen dafür sein, dass sie nicht ausreichend mit dem Wirkstoff versorgt ist.

Zu der Medikamentenverträglichkeit. Wie bei den Anti-Depressiva ist es auch bei den Antiepileptika: in den ersten Wochen sind die Nebenwirkungen recht hoch und die tatsächliche Wirkung noch gering. Man sollte immer einen Monat abwarten, bevor man sich entschließt, die Behandlung abzubrechen.

Von Keppra (Levetiracetam) gibt es mittlerweile ein Nachfolgemedikament (Derivat), mit dem die meisten Patienten besser zurechtkommen. Es ist der Wirkstoff „Brivaracetam“, vielleicht solltest Du den Arzt darauf mal ansprechen. Ich wünsche viel Erfolg.

Viele Grüße
Anton

PS.: Mir fällt dazu noch ein. Nach einer Gehirnblutung können Narben entstanden sein, die führen zu Anfällen. Oder es besteht eine Raumforderung, auch die kann epileptische Anfälle auslösen. Beim älteren Menschen verändert sich der Knochenbau, was zur Folge haben kann, dass sich die Ventrikel im Kopf verkleinern, was in der Folge zu einem erhöhten Hirndruck führen kann. Dieser wiederum kann zu dementiellen Erscheinungen führen.

--
Die Informationen ersetzen auf keinen Fall eine professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte. Bitte wenden Sie sich an ihren Neurologen!

Weitere interessante Beiträge finden Sie in meinem Profil!

Epileptische Anfälle oder nicht?

themouse, Saturday, 26.04.2025, 16:22 (vor 16 Tagen) @ Anton

Hallo Anton,

Ärztebashing möchte ich nicht betreiben, aber wir haben eben schlechte Erfahrungen gemacht. Meine Mutter hat für kurze Zeit Keppra genommen, das war im Mai 2024, verordnet durch Ärzte im Klinikum. Als sie's nicht vertragen hat (ihr ist am Hintern die Haut aufgeplatzt, das war ganz gruslig), hat ein niedergelassener Neurologe das Medikament abgesetzt, ihr einen Rollator verschrieben sowie Kurzzeitpflege empfohlen. Das ist kein Witz. Wir sind nie mehr hingegangen. Ein anderer Neurologe, den wir anschließend aufgesucht haben, hat ihr mit dem Hämmerchen auf den Kopf geklopft und gemeint, sie solle täglich ein Gläschen Rotwein trinken, dann bliebe sie auch gesund. Auch kein Witz. Ich war dabei. Vor vier Wochen war dann die Hirnblutung. Behandelnder Arzt war derselbe wie letztes Jahr, aber von Epilepsie war nicht mehr die Rede. Sie nimmt keine Antiepileptika oder sonst irgendwelche Medikamente außer L-Thyrox.

Die Narben-These klingt nachvollziehbar. Das könnte sein. Die Blutung war am Thalamus, der ja Atmung etc. regelt. Die "Anfälle" gehen auch einher mit den Sprachstörungen, die sie im Akutstadium ganz extrem hatte. Sobald sie zur Ruhe kommt, spricht sie auch wieder relativ normal. Raumforderung und Hirndruck wurden mittels MRT und CT ausgeschlossen.

Viele Grüße!