Auf der Suche nach Ratschlägen
Paul aus Bayern, Saturday, 28.06.2025, 09:24 (vor 15 Tagen)
Hallo zusammen, bei meiner Suche nach Informationen zum Krankheitsbild der Epilepsie bin ich auf euch aufmerksam geworden. Ich hatte die Hoffnung, als völliges Greenhorn, den ein oder anderen Ratschlag zu erhalten.
Meine Frau hatte bis dato noch nie einen Anfall, im März sind wir Eltern geworden und im Mai hat sie das erste Mal gekrampft, völlig ohne Vorankündigung, mittags auf dem Sofa eingeschlafen und dann ging es los.
Meine Hoffnung war, es würde sich um eine Einmalige Sache handeln, da ich einen Kollegen habe, dem dies widerfahren ist.
Heute Nacht war es dann wieder so weit, wieder aus dem Nichts, im Schlaf.
Alles was akut abzuklären war, wurde gemacht, bisher kein Befund. Sie selbst bekommt von dem Ganzen nie etwas mit und ist erst irgendwann wieder da, wenn der Rettungsdienst schon an ihr arbeitet.
Ich mache mir besonders Sorgen in Zusammenhang mit unserem vier Monate alten Kind, ich müsste eigentlich wieder arbeiten gehen, traue mich aber nicht. Ich fürchte aber, auch nicht ewig auf das Verständnis meines Arbeitsgebers vertrauen zu können.
Was ich genau möchte oder mir erhoffe von euch, kann ich garnicht sagen. Vielleicht den ein oder anderen Ratschlag wie ihr mit der Situation umgegangen seid. Ich bin voller Sorge.
Liebe Grüße aus Bayern
Auf der Suche nach Ratschlägen
Lizzy, Saturday, 28.06.2025, 20:58 (vor 14 Tagen) @ Paul aus Bayern
Hallo Paul,
herzlich willkommen im Forum!
Was mir beim lesen einfiel- es gibt schlafgebundene Epilepsien. Tagsüber/bei Bewusstsein passiert nie was, aber im Schlaf/beim aufwachen hat man keine Ruhe mehr.
Ihr solltet unbedingt mit den Ärzten reden. Ein Anfall läuft unter Gelegenheitsanfall, beim 2. spricht man von Epilepsie.
Mit dem Kind ist es eine verschärfte Situation, da sie ja noch stillen muss. Aber sollte sie Medis kriegen, muss man das alles abklären, weil das in die Muttermilch übergeht.
Sucht am besten ein Epilepsiezentrum auf, Neurologen gibt es zwar viele, aber oft haben die bezügl. Epilepsie kein tief fundiertes Wissen.
Für die schnelle Notlösung kann ihr vielleicht jemand mit dem Kind helfen? Großeltern, Freunde o.ä.?
Alles Gute euch!
lg Lizzy
Auf der Suche nach Ratschlägen
Paul aus Bayern, Saturday, 28.06.2025, 21:24 (vor 14 Tagen) @
Lizzy
bearbeitet von Paul aus Bayern, Saturday, 28.06.2025, 21:27
Hallo Lizzy, danke für deinen Input.
Schlafgebundene Epilepsie, danke für den Hinweis. Ich bin gerade noch dabei, mir genau solche Sachen zusammen zu suchen. Mein Plan ist es, mit ihr in der Uniklinik Erlangen vorstellig zu werden, im dortigen Epilepsie Zentrum, da ich mit den niedergelassenen Neurologen genau die Befürchtung habe, dass es eine unendliche Geschichte wird. Und ich muss leider sagen, dass es mich an meine persönliche Belastungsgrenze bring, die Mutter meines Kindes nun zum zweiten Mal so gesehen zu haben und nichts tun zu können. Ich habe jedes Mal nahezu Panik wenn ich aus dem Haus gehe oder sie etwas vorhat, weil immer die Angst mitschwingt
Mit dem Kleinen haben wir leider keine Hilfe, unsere Eltern sind verstorben, krank, es besteht kein Kontakt und die einzige die helfen könnte wohnt weiter weg und hat keinerlei Bindung zu unserem Kind. Das tut mir selbst sehr weh, weil ich bei meinen Großeltern mit aufgewachsen bin. So egoistisch das jetzt klingen mag, ich bin Beamter, ich habe dieses System nie ausgenutzt und wollte es nie, aber ich werde mich am Montag erst mal krank schreiben lassen, um für meine kleine Familie da sein zu können. Wenn dann hoffentlich irgendwann eine Marschrichtung erkennbar ist, möchte ich tatsächlich unsere Freunde einbinden. Ich fühle mich schuldig so zu handeln, aber meine Familie ist mir wichtiger.
Das mit dem Stillen ist kein Problem, sie hat schon abstillen müssen. Aktuell ist sie im Krankenhaus und bekommt eine erste Medikation, allerdings hat man sich dort für den Umstand, dass die zb immer im Schlaf krampft nicht interessiert, daher nochmal danke für den Hinweis, ich denke wir sind da wirklich falsch
Auf der Suche nach Ratschlägen
Lizzy, Saturday, 28.06.2025, 22:14 (vor 14 Tagen) @ Paul aus Bayern
Hi Paul,
achso, na dann ist ja gut, wenn sie schon abgestillt hat, erspart das viele Probleme. Die Klinik in Erlangen viel mir auch ein.
Ob ich mit der schlafgebundenen Epilepsie (z.B. Aufwach-Grand-Mal-Epilepsie) richtig liege, kann ich nicht sagen, Sicherheit bringt da letztendlich ein Monitoring im KH. Macht echt keinen Spaß, aber die Ärzte erfahren viel über den Herd, Verlauf, ob operabel oder nicht etc.
Am Anfang kriegt man Panik, weil man sich nicht auskennt, das ist ganz normal.
Aber, meistens ist man nach Anfällen einfach nur unfassbar schlimm ko. Bei mir dauert die "Erholungszeit" Minimum 3 Tage, wirds übel, auch mal 2 Wochen.
Verletzungen kommen auf die Anfallsart an, kommt natürlich bei GM's öfter vor, aber aus dem Schlaf heraus liegt man ja meist schon weich. Da beißen sich manche in Zunge oder Wange.
Und sterben, ist auch schon vorgekommen, aber so selten, dass man damit gar nicht rechnen muss.
Nur, der Lebensstil sollte überdacht werden. Besser keinen Alkohol, regelmäßiger Schlaf (wenn es irgend geht), wenig Stress und sonstige Auslöser vermeiden. Da gibt es leider echt viele, aber nicht jeder reagiert auf dieselben und auch nicht jeder gleich stark darauf.
Was die Freunde angeht, bei Epilepsie erkennt ihr, wer die echten Freunde sind und wer zu den oberflächlichen Bekannten gehört...
Ach, mach dir da mal keinen Kopf, da gibts ganz andere Blaumacher!
Wenn du magst- Desitin hat eine gute übersichtliche Seite für Epilepsie. Die sehen hier nur nicht so gerne Links.
Lg Lizzy
Auf der Suche nach Ratschlägen
Paul aus Bayern, Sunday, 29.06.2025, 09:37 (vor 14 Tagen) @ Lizzy
Hi Paul,
achso, na dann ist ja gut, wenn sie schon abgestillt hat, erspart das viele Probleme. Die Klinik in Erlangen viel mir auch ein.
Ob ich mit der schlafgebundenen Epilepsie (z.B. Aufwach-Grand-Mal-Epilepsie) richtig liege, kann ich nicht sagen, Sicherheit bringt da letztendlich ein Monitoring im KH. Macht echt keinen Spaß, aber die Ärzte erfahren viel über den Herd, Verlauf, ob operabel oder nicht etc.
Am Anfang kriegt man Panik, weil man sich nicht auskennt, das ist ganz normal.
Aber, meistens ist man nach Anfällen einfach nur unfassbar schlimm ko. Bei mir dauert die "Erholungszeit" Minimum 3 Tage, wirds übel, auch mal 2 Wochen.
Verletzungen kommen auf die Anfallsart an, kommt natürlich bei GM's öfter vor, aber aus dem Schlaf heraus liegt man ja meist schon weich. Da beißen sich manche in Zunge oder Wange.
Und sterben, ist auch schon vorgekommen, aber so selten, dass man damit gar nicht rechnen muss.
Nur, der Lebensstil sollte überdacht werden. Besser keinen Alkohol, regelmäßiger Schlaf (wenn es irgend geht), wenig Stress und sonstige Auslöser vermeiden. Da gibt es leider echt viele, aber nicht jeder reagiert auf dieselben und auch nicht jeder gleich stark darauf.
Was die Freunde angeht, bei Epilepsie erkennt ihr, wer die echten Freunde sind und wer zu den oberflächlichen Bekannten gehört...
Ach, mach dir da mal keinen Kopf, da gibts ganz andere Blaumacher!
Wenn du magst- Desitin hat eine gute übersichtliche Seite für Epilepsie. Die sehen hier nur nicht so gerne Links.
Lg Lizzy
Danke nochmal für deine Denkansätze. Ich ruf am Montag einfach mal in Erlangen an und frage, wie wir dort Patienten werden können.
In der aktuellen Klinik ist es garnicht groß hinterfragt worden, dass beide Anfälle (eigentlich glauben wir es waren schon drei) immer aus dem Schlaf heraus waren. Dank deiner Anregung bin ich darauf gestoßen, dass es wohl auch einen Zusammenhang zwischen schlafgebundener Epilepsie und dem weiblichen Zyklus gibt. Habe meine Frau gestern noch drauf angesprochen und sie war erstaunt, weil sie nach dem letzten Anfall im KH zum ersten Mal seit Geburt wieder ihre Regel bekommen hat und diese jetzt unmittelbar nach dem zweiten Anfall auch wieder kommt. Ist zwar keine Diagnose aber es beruhigt irgendwie zumindest „forschen“ zu können, ich kann dir nur tausendfach für deine Antwort danken. Danke danke danke.
Die Regenerationsdauer war mir so nicht bewusst, dass diese so lange ausfallen kann, wie bei dir. Meine Frau ist eigentlich immer recht schnell wieder fit, klar sagt sie, dass sie gestern platt war und ist auch relativ früh nachdem wir weg waren eingeschlafen, aber wie von dir geschildert, überrascht mich doch wieder.
Und auch bezüglich der Auslöser habe ich bereits ein bisschen nachgedacht und der gemeinsame Nenner bei allen zwei (drei?) Anfällen sind irgendwo Stress (Baby aber auch familiär), natürlich der Wechsel der Schlafgewohnheiten und Alkohol, dieser war jedes Mal irgendwie im Spiel, am Abend davor oder am selben Abend.
Ich versuche sie natürlich so gut es geht zu unterstützen, auch schon vor dem Anfall, ich bin aktuell in Teilzeit und denk schon behaupten zu können, dass wir uns die Versorgung unseres Kindes recht gut teilen, seit dem ersten Anfall bestehe ich zudem drauf, nachts aufzustehen. Aber unterm Strich sagt sie halt, dass ihr Schlaf ganz anders geworden ist, ist ja bei mir das Selbe, immer in hab acht Stellung.
Die Seite schau ich mir mal an.
Tausend Dank dir
Auf der Suche nach Ratschlägen
Lizzy, Sunday, 29.06.2025, 11:12 (vor 14 Tagen) @ Paul aus Bayern
Hi Paul,
der Zyklus kann Zufall sein (weil er im Normalfall ja immer wiederkehrt), wenn aber nicht, spricht man von katamenialer Epilepsie.
Die Regenerationszeit ist bei jedem unterschiedlich. Je nach Dauer, Schwere und Herd kann es mal länger und mal kürzer sein. Ich kann den Alltag schon auch managen, aber wenn eine Serie von Anfällen kommt oder man psychisch angegriffen wird (Herd Amygdala), dann wird es wirklich elendig.
Schlaf, Stress und Alkohol sind die drei Hauptverdächtigen, deswegen pochen die Ärzte so auf eine strukturierte, gesunde Lebensweise. Ich hab Alkohol durch Tee ersetzt. Langweilig, aber lecker und ungefährlich. Die anderen versuche ich zu vermeiden, aber das Leben spielt nicht immer mit. Es gibt auch ganz schräge Auslöser wie ganz aktuell die Hitze. Durch einen Hitzeschlag können Anfälle getriggert werden. Oder bei mir versch. Melodien, klatschen, monotone Gerräusche.
Für die Medis kann man sich den Handywecker stellen. Für die Anfälle zum dokumentieren gibt es Apps wie Epilepsyjournal oder Helpilepsy. Allerdings sind die wenigsten ins Deutsche übersetzt.
Ja, das mit dem Schlaf ist einfach blöd. Früher wollte ich ganz lange nicht schlafen gehen, weil die Anfälle kamen. Abends ins Bett, morgens im KH wieder wach, das war der Alltag. Da hilft nix, als sich ein dickes Fell zuzulwgen. "Über manche Berge muss man drüber, sonst geht der Weg nicht weiter." (Ludwig Thoma)
Frau und Kind haben echt Glück🍀 mit dir. Heute darf man sich die Care-Arbeit ruhig teilen.
Alles Gute euch.
lg Lizzy
Auf der Suche nach Ratschlägen
Paul aus Bayern, Sunday, 29.06.2025, 12:29 (vor 14 Tagen) @ Lizzy
Hi Paul,
der Zyklus kann Zufall sein (weil er im Normalfall ja immer wiederkehrt), wenn aber nicht, spricht man von katamenialer Epilepsie.
Die Regenerationszeit ist bei jedem unterschiedlich. Je nach Dauer, Schwere und Herd kann es mal länger und mal kürzer sein. Ich kann den Alltag schon auch managen, aber wenn eine Serie von Anfällen kommt oder man psychisch angegriffen wird (Herd Amygdala), dann wird es wirklich elendig.
Schlaf, Stress und Alkohol sind die drei Hauptverdächtigen, deswegen pochen die Ärzte so auf eine strukturierte, gesunde Lebensweise. Ich hab Alkohol durch Tee ersetzt. Langweilig, aber lecker und ungefährlich. Die anderen versuche ich zu vermeiden, aber das Leben spielt nicht immer mit. Es gibt auch ganz schräge Auslöser wie ganz aktuell die Hitze. Durch einen Hitzeschlag können Anfälle getriggert werden. Oder bei mir versch. Melodien, klatschen, monotone Gerräusche.
Für die Medis kann man sich den Handywecker stellen. Für die Anfälle zum dokumentieren gibt es Apps wie Epilepsyjournal oder Helpilepsy. Allerdings sind die wenigsten ins Deutsche übersetzt.Ja, das mit dem Schlaf ist einfach blöd. Früher wollte ich ganz lange nicht schlafen gehen, weil die Anfälle kamen. Abends ins Bett, morgens im KH wieder wach, das war der Alltag. Da hilft nix, als sich ein dickes Fell zuzulwgen. "Über manche Berge muss man drüber, sonst geht der Weg nicht weiter." (Ludwig Thoma)
Frau und Kind haben echt Glück🍀 mit dir. Heute darf man sich die Care-Arbeit ruhig teilen.
Alles Gute euch.
lg Lizzy
Nochmals danke für deine Ausführungen und den ehrlich Einblick, du hast mir sehr geholfen einen ersten Angriffspunkt zu gewinnen. Ich wünsche dir alles erdenklich Gute