Meine Erfahrung

Sanktus Achzehn, Sunday, 08.10.2023, 16:58 (vor 203 Tagen) @ Florian.487

Hallo Florian,

hast du einen Neurologen / bist du in Behandlung? Falls nein: Suche dir einen. Notiere bis zum ersten Termin alle Anfälle, die du hattest und hast mit Datum, Uhrzeit und ggf. Besonderheiten, z. B. dass du spät ins Bett kamst, viel Alkohol getrunken hast, viel Stress hattest oder dergleichen.

Solltest du in Behandlung sein, kann ich nur sagen: Geduld. Die Krankheit ist da und wird leider, leider nicht durch ein "ich möchte das nicht" verschwinden. Der Arzt wird aufgrund der Häufigkeit vermutlich das erste Medikament eindosieren. Erst in einer kleinen Dosis, wenn das nicht hilft, wird erhöht, so lange, bis du bei der empfohlenen Maximaldosis bist. Wichtig dabei: Regelmäßige Tabletteneinnahme und Anfallstagebuch. Wenn das Medikament nicht helfen sollte, wird es gegen ein anderes ausgetauscht. Wenn auch das nichts hilft, wird wieder gewechselt. Irgendwann werden ggf. auch zwei Medikamente gegeben. So lange, bis man erste Erfolge hat. Antiepileptika gibt es inzwischen eine ganze Menge auf dem Markt, da bleibt also einiges, das man ausprobieren kann. Wie gut man eine Epilepsie in den Griff bekommt, hängt auch von der Anfallsart ab. Manche sind sehr gut in den Griff zu bekommen, andere nicht ganz so gut. Vielleicht hast du Glück und du gehörst zu den Leuten, die schon direkt nach dem ersten oder zweiten Medikament anfallsfrei sind, wer weiß? Also: Abwarten und ausprobieren. Viel mehr kannst du eh nicht machen. Medikamente können dank ihrer Nebenwirkungen Biester sein, aber auch da lässt sich oft etwas in den Griff bekommen, also lasse dich auch hier nicht entmutigen, sollte nicht direkt alles perfekt laufen. Die Sache braucht Zeit und Geduld, aber die Chance ist durchaus gegeben, dass du die Anfälle, die Nebenwirkungen und dein Leben wieder in den Griff bekommst.

Oft belastet Menschen auch das soziale Drumherum, wenn Andere Anfälle mitbekommen, z. B. wenn Eltern anfangen, zu nerven, wenn Mitschüler anfangen, einen ausschließen, oder man von einem Grand Male-Anfall aufwacht und einem blöde gaffende Leute in den Blick fallen. Hier kann eine Selbsthilfegruppe ggf. helfen. Erkundige dich doch einfach mal, ob es eine in deiner Umgebung gibt.

Ansonsten, wenn du so gar nicht damit klar kommst, suche dir ruhig auch psychotherapeutische Hilfe. Eine Krankheit bzw. Behinderung zu akzeptieren, ist nicht einfach. Insbesondere, wenn man ganz am Anfang steht und ggf. das Leben mal eben vollständig auf den Kopf gestellt wurde. Ein Therapeut kann dir dabei helfen, damit umgehen zu lernen. Auch das wird Zeit brauchen, dir langfristig jedoch helfen.

Schlussendlich: Du wirst nicht umhin kommen, die Krankheit irgendwann zu akzeptieren, auch, wenn es schwer fällt. Du wirst aber auch lernen, mit ihr umzugehen. Und, wie schon geschrieben: die Chance ist durchaus gegeben, dass du sie auch in den Griff bekommst. Gib dir diese Zeit.

Gruß,
Sanktus Achzehn


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