Re: Absencen-Epilepsie bei Kindern

Katja @, Friday, 17.03.2006, 19:35 (vor 6621 Tagen) @ Rennie

[zitat=Rennie]Bei meinem Sohn (fast 7 Jahre) wurde letzte Woche im Zuge eines EEGs Absencen-Epilepsie festgestellt, die mit Convulex Sirup (Natriumvalproat) behandelt werden soll. Wie zuverlässig ist die Diagnose? Als ich der Ärztin erzählte, dass die Schulpsychologin Absencen vermutete, fand sie gleich die typischen 3/s Spike-wave Aktivitäten (generalisiert bis 2 sec Dauer und wiederholt Auftreten von Tetagruppen (?)).
Mein Sohn fällt eher dadurch auf, dass er sehr rasch ärgerlich wird (allerdings nur in der Schule - zu Hause und in anderen Gruppen eher selten), im kognitiven Bereich überdurchschnittlich hoch begabt ist (wurde mit 5J getestet) und von uns bisher als "sehr konzentriert" eingeschätzt wurde. Er ist ein guter Zeichner und Konstrukteur und wenn er tief in seine "Arbeit" versunken ist, kaut er oft Gegenständen/Finger, lutscht am T-Shirt oder wischt sich über den Mund. Wir haben das bisher als "versunkenes Nachdenken" gesehen.
Allerdings schaut er sehr oft (wienerisch) ins Narrenkastl. Da gibt es schon sehr oft Momente, wo ich genau weiss, dass er mich, wenn ich ihn angesprochen habe nicht wahrgenommen hat - dann hilft oft eine kurze Berührung und er ist wieder da ("Mama, was hast du gesagt?").

* Ich suche nun Eltern, deren Kinder ebenfalls Absencen haben.
* Wann muss man wirklich medikamentös behandeln? (Ich trau mich nicht so recht diese Medikamente anzuwenden...)
* Macht es Sinn das EEG bei einem anderen Arzt zu wiederholen, und abzuwarten, ob er ebenfalls die typischen Wellen sieht (ohne darauf hinzuweisen!)?
* Gibt es Alternativen?
* Wo ist die Grenze zwischen "in Gedanken versunken" und Absencen?

Vielen Dank für alle Antworten und entschuldigung, dass der Beitrag so lang geworden ist (die vielen Unklarheiten..)!

Eine besorgte Mami
[/zitat]

Hallo Rennie,
bei meinem Sohn wurde vor zwei Jahren, mit 6 1/2 Jahren, Absencen-Epilepsie diagnostiziert. Er wäre ein paarmal fast mit dem Fahrrad vors Auto gefahren, ins Schwimmbad gefallen etc. Denn er hatte ja die Absencen nicht nur, wenn ich dabei war und er friedlich am Tisch saß, wie Du das so schilderst. Daran solltest Du immer denken, wenn Du eine medikamentöse Behandlung ablehnst! Unser Sohn hat nun zwei Jahre Orfiril (das ist Valproat) genommen und ich habe ebenfalls beobachtet, dass er unruhig, aggressiv etc. wurde. Es war also keine leichte Zeit, aber jetzt schleichen wir das Medikament aus und haben eine sehr gute Chance, dass er den Rest seines Lebens anfallsfrei bleibt. Und das ist mir dann die zwei jahre Stress auch wert gewesen! Ich würde ihm die Medis jederzeit wieder geben, auch wenn die Nebenwirkungen wirklich nicht ohne waren, aber sie geben dem Kind eine höhere Chance anfallsfrei zu bleibe. Mein Sohn hat zuvor mehrere Anfälle stündlich von zT bis zu zwei Minuten gehabt - da wären irgendwann unweigerlich auch Konzentration und Schulleistungen auf der Strecke geblieben, trotz eines getesteten IQ von 150... Letztlich muss das natürlich jeder für sich selbst entscheiden, aber man sollte mE diese Medikamente auch nicht nur auf ihre Nebenwirkungen hin beurteilen, sondern auch die erwünschten Wirkungen berücksichtigen. Eine Epilepsie ist schließlich kein Schnupfen der mit und ohne Medi nach 14 Tagen wieder weg ist.

Ein EEG ist ein EEG, das dürfte bei jedem Arzt gleich ausfallen und wenn die typischen Spikes und Waves drauf sind, dann sind das auch Absencen und keine bloße "Träumerei". Diese Schulkindabsencen kommen wohl auch recht oft vor, die erkennt ein Neurologe dann schon. Der Arzt wird im Übrigen bei jedem Kontrollbesuch wieder ein EEG machen (so alle zwei bis drei Monate), wobei zu hoffen ist, dass man dann nichts mehr sieht, weil die Medis anschlagen ;-)
Ich wünsche Euch alles Gute!
LG
Katja


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