Re: Ergenyl Chrono und Schwangerschaft

keke @, Thursday, 11.05.2006, 12:23 (vor 6566 Tagen) @ silke

hallo Silke
ich kenne das problem, habe lange selber davor gestanden. also: ich bin auch 31 jahre und jetzt endlich im 8. monat schwanger, habe noch 7 wochen bis zur geburt (kaiserschnitt). also bei mir sind nach 21-jähriger einnahmezeit auch alle versuche ergenyl abzusetzen fehlgeschlagen. jedes mal großes chaos mit vielen anfällen. da ich als sonderschullehrerin für geistigbehinderte kinder arbeite, war das zusätzlich zum echt elend fühlen nicht so der hit.
es ist wohl schon so, dass ergenyl ein grösseres fehlbildungsrisiko (8-12%) für spina bifida (offerner rücken) und lippen-kiefer-gaumen-spalte beinhaltet.aber es ist wirklich so wie du schreibst: die garantie für ein "perfektes" kind hat man nie und ich kann dir aus familiärer und beruflicher erfahrung sagen: ein besonderes kind verändert das leben und ist sicher nicht das, was man sich wünscht, aber es kann das leben auch sehr bereichern.
so genug der philosophie: Lamictal/Lamotirigin ist das medikament, was einem alle spezialisten empfehlen, da nach studien hier kaum ein erhöhtes fehlbildungsrisiko zu verzeichnen ist. wenn es einem damit aber schrecklich geht und man nur anfälle hat, ist das in der schwangerschaft auch sehr risikoreich...
ich habe es so gemacht, dass ich Lamictal nehme mit einem kleinen bisschen ergenyl. es heißt zwar eigentlich, dass auch kombinationen sehr schädlich sein können, ich habe da aber auch unterschiedliche meinungen gehört.
unserem mäuschen geht es bestens und die schwangerschaft verläuft super, das war also wohl die richtige entscheidung.
bei uns hat das mit dem schwangerwerden erst auch nicht geklappt. das lag daran, dass valproinsäure den hormonhaushalt verändert, so dass es niciht zum eisprung kommt. das kann man über einen bluthormonspiegel beim Gynäkologen einfach überprüfen lassen und medikamentös ganz schnell in den griff kriegen. das problem haben viele andere frauen auch.Dein gynäkologe ist bestimmt gegen eine schwangerschaft, weil die sich mittlerweile rechtlich ganz stark absichern müssen,schrecklich!!!
mein tip: versuch so viel wie möglich lamictal zu nehmen und sonst ist ergenyl auch nicht die katastrophe. lass dir auf jeden fall nicht einreden, dass du für dich und das kind ein unzumutbares risiko eingehst!!!
ich bin in der epileptologie bonn bei prof. Bauer (Spezialist für Epilepsie und "Frauensachen") in behandlung. sehr empfehlenswert!!!
alles gute und viel glück für ein kind
Keke[zitat=silke]Hallo,

vielleicht könnt ihr mir noch ein paar Tips und Hinweise geben.
Ich bin 31 und habe seit meinem 14. Lebensjahr Epilepsie. Ich nehme schon immer Ergenyl Chrono. Ein Absetzversuch vor 10 Jahren schlug fehl, nachdem ich nach dem monatelangen Ausschleichen der Medikamente beim vollständigen Absetzen wieder Anfälle hatte, dies ist also keine Option.
Unter Ergenyl bin ich absolut anfallfrei, habe keine offensichtlichen Nebenwirkungen (da ich das Medikament schon so lange nehme habe ich aber auch keinen Vergleich, wie es ohne wäre), und hohe Lebensqualität.
Meine Dosis ist mittlerweile reduziert auf 800mg, ich könnte laut Arzt eventuell noch niedriger gehen.
Ich wuerde nun gerne schwanger werden, und bin momentan etwas ratlos, wie ich mir eine objektive Meinung bilden kann zu a) welchem Risiko ich das Kind aussetze b) welchem Risiko ich mich aussetze, falls ich umstelle auf ein anderes Medikament.

- mein Gynäkologe und Neurologe vertreten absolute Gegenpositionen, was Ergenyl angeht (Gynäkologe ist dagegen, der Neurologe hält das Risiko für vertretbar)

- ich weiss dass es neuere/angeblich weniger bedenkliche Medikamente gibt - allerdings: ist die Datenlage hier wirklich schon ausreichend um dies beurteilen zu können?

- sehr beunruhigend finde ich Hinweise auf Studien, die zu dem Schluss kommen, dass Ergenyl neben den körperlichen Missbildungen u.U. mentale Entwicklungsstörungen hervorrufen kann - hat jemand damit Erfahrungen gemcht? Hierbei geht es mir nicht um die Garantie auf das perfekte Kind, sonder eher darum dem Risiko ins Auge zu sehen...

- falls ich mich jetzt dazu entscheide, umzustellen, habe ich keine Garantie, ob das neue Medikament anschlägt, ausserdem muesste ich mich auf ein weiteres Jahr zur vollständigen Umstellung einstellen und ich habe gelesen, dass es mit der Fruchtbarkeit von Frauen unter Ergenyl sowieso nicht besonders gut aussieht, und es Studien gibt, die bei Epilepsiekranken Frauen festgestellt haben, dass u.U zu einer vorgezogenen Menopause kommt, insofern möchte ich eigentlich kein weiteres Jahr verlieren

- eine Umstellung des Medikaments wäre, da ich beruflich sehr stark auf mein Auto angewiesen bin, ein grosser Einschnitt in meine aktuellen Lebensumstände (vorübergehender Umzug um auf Auto verzichten zu können)

Ich habe leider über die Suche nicht wirklich die schon angesprochenen Threads gefunden, aber vielleicht seid ihr ja vor einer ähnlichen Entscheidung gestanden und könnt mir erzählen was fuer euch die entscheiden Kriterien waren und wie sich das Ganze dann entwickelt hat.
Vielen DANK!
Silke[/zitat]


gesamter Thread: