Neuling auf dem Gebiet sucht Infos

Sanktus Achzehn, Friday, 25.08.2023, 17:01 (vor 251 Tagen) @ Schneehaserl

Hallo Schneehaserl,

Als Laie frage ich mich: Er hat etwa einmal im Monat einen Anfall. Wenn er die Tabletten vergisst, auch bis zu 2-3 Mal täglich.

Das Vergessen der Tabletteneinnahme sollte nicht passieren, wenngleich ich selbst aus Erfahrung weiß, dass man da nicht immer vor gefreit ist. Da ihr aber am Anfang steht, könnt ihr das ein oder andere Vergessen aber bestimmt noch in den Griff bekommen. Tablettenboxen helfen z. B., die Übersicht zu behalten, nervige Wecker erinnern zu festen Einnahmezeiten. Ansonsten: Schaut, warum vergessen wurde, ob es da Wiederholungspotential gibt und wie ihr das künftig in den Griff bekommen könnt. Dann könnt ihr die Extra-Anfälle schon mal deutlich reduzieren.

Ansonsten probiert er jetzt Vimpat aus, und wenn das nicht hilft, werden nach und nach alle in Frage kommenden Medikamente ausprobiert, bis ihr hoffentlich eins habt, das hilft.

Was passiert mit dem Gehirn, wenn die Anfälle sich häufen? Seine Regenerationszeit dauert bestimmt 1-3 Stunden, bevor er sich zumindest erinnern kann, dass ich ihm erzähle, dass er einen Anfall hatte.

Kork hat vor vielen Jahren mal einen animierten Film herausgebracht, der dir vielleicht eine Annäherung zu einer Antwort auf diese Frage sein kann. => https://www.youtube.com/watch?v=KfIJquBtwn0

Der Anfall, mit Vor- und Nachzeit, ist völlig weg aus der Erinnerung.

Es ist durchaus sehr häufig bei epileptischen Anfällen der Fall, dass das Hirn die Zeit rund um den Anfall nicht abspeichert. Es hat in dem Moment einfach "Wichtigeres" zu tun. Das ist völlig normal.

Sein Sprachzentrum ist in der Zeit auch betroffen, er kriegt keinen klaren Satz zusammen, die Wortbildung funktioniert gar nicht. Falls die Anfälle sich häufen, könnte es sein, dass sich das Hirn nicht mehr regeneriert und z.B. das Sprachzentrum gestört bleibt? Gibt es andere Folgeschäden?

Nach epileptischen Anfällen regeneriert sich das Gehirn normalerweise ganz gut. Allerdings kommt es natürlich auch auf die Häufigkeit an und wie lange das alles schon läuft. Nach vielen Jahren und häufigen Anfällen, könnte es durchaus sein, dass der "Reparaturservice" im Hirn nicht hinterher kommt und irgendwann Probleme auftreten. Aber das ist etwas, was ihr mit dem behandelnden Arzt besprechen solltet, denn das sind die Fachleute, die vor allem seine ganze Akte vorliegen haben.

Als Ideen aber noch: Vimpat hat auch Wortfindungsstörungen im Beipackzettel stehen, und es wäre denkbar, dass sie nach einem Anfall mitmischen. Und was ich von früher her kenne: Da hat es mein "Zurückkommen" erheblich verzögert, wenn ich gefordert wurde. Sprich auf jeden Fall mal mit deinem Freund darüber, was er überhaupt gerne nach dem Anfall hätte. Vielleicht ist es eher ein Bett und schlafen, statt eine Freundin, die mit ihm reden möchte? Und selbst, wenn er gerne reden möchte: Womöglich verzögert der Versuch zu reden eher mehr, als dass er hilft? Was das Perfekte für ihn nach einem Anfall ist, werdet ihr nach und nach herausfinden.

Im Internet steht, dass man nach 5 Minuten einen Krankenwagen rufen muss. Was passiert bei einem länger dauernden Anfall? Mein Freund wurde immer nach ein paar Minuten ruhiger und der Anfall ging vorbei. Was wenn nicht? Was wird seitens der Ärzte gemacht, wenn er ins Krankenhaus kommt? Was sollte man als Angehöriger beachten/wissen?

Ich nehme an, das dein Freund Grand male-Anfälle hat, also umkippt, ggf. zappelt, so was in der Art. Bei dieser Anfallsart ist der Betroffene bewusstlos und wenn eine Bewusstlosigkeit zu lange dauert, kann sie in ein Koma übergehen - und das ist dann wirklich gefährlich für das Gehirn, weil die Atmung meist schlecht ist und eine Sauerstoffunterversorgung für das Gehirn tatsächlich auch Gehirnzellen absterben lassen kann. Das wird dann wirklich lebensgefährlich. Entsprechend muss ein Anfall unbedingt unterbrochen werden, sollte er zu lange dauern. In der Regel schafft das der Körper selbst, es gibt aber auch Betroffene, die immer wieder in ein Koma rutschen oder bei denen z. B.- auch bei andere Anfallsarten - ein Anfall auf den nächsten folgt, woraus sie einfach nicht rauskommen, und bei denen muss der Notarzt dann versuchen, die Anfälle medikamentös zu unterbrechen. Sollte das Krampfen bei deinem Freund also wirklich mal länger anhalten als "normal", dann rufe auf jeden Fall an. Der Notarzt wird versuchen, den Anfall vor Ort zu unterbrechen, was in der Regel auch gelingt, und deinen Freund dann trotzdem mitnehmen wollen, einfach zur Sicherheit, um ihn zu beobachten. Da kann er allerdings widersprechen, was er dann unterzeichnen muss. So von wegen auf eigene Verantwortung.

An der Stelle vielleicht noch ein Tipp: Dein Freund sollte dir, einfach nur zur Sicherheit, eine Auskunftsberechtigung ausstellen. Sonst bekommst du - sollte es wirklich mal zum Krankenhaus kommen - Null Info. Umgekehrt schadet es natürlich auch nicht; man weiß ja nie ob nicht auch mal was passiert.

Gruß,
Sanktus Achzehn


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