Epi-Betroffene in der Ukraine

spacelad, Schweiz, Friday, 29.04.2022, 18:29 (vor 721 Tagen) @ pegasus

Auch wenn es hart klingen mag ... Der Junge hat aus meiner Sicht selber schuld.

@pegasus:
Ich finde es ein wenig anmassend, wie du über diesen jungen Mann urteilst.

Vielleicht ist auch dir zu Ohren gekommen, dass ukrainische Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land derzeit nicht verlassen dürfen? Dass ihm die Medikamente ausgegangen sind, hat nichts mit seiner Entscheidung zu tun, der Armee zu helfen. Sie wären ihm auch ausgegangen, wenn er sich anders entschieden hätte und sich in seinem Keller verkrochen hätte, wie viele andere. Ja, diese Entscheidung kann und sollte man zu Recht hinterfragen. Darin stimme ich mit dir überein. Aber diese Entscheidung ist nicht der Grund dafür, dass er jetzt keine Medikamente mehr hat und sehr leidet weil er nun täglich GM erlebt. Der Grund ist allein der skrupellose Despot in Moskau und der von ihm geschürte Nationalismus. Diese Verantwortung kann diesem Jungen und allen anderen Epileptikern in der Ukraine wirklich nicht zuschieben.

Der Unterschied zwischen Deutschland und der Ukraine ist, dass es in der Ukraine für die Bevölkerung, im Allgemeinen kaum noch Medikamente gibt. Selbst wenn sie im Land in den eigenen Lagern noch verfügbar wären, können sie oft nicht zu den Menschen, die sie brauchen gelangen. Auch die Generikas oder ein Wechsel der Medikamente ist keine Lösung, denn auch diese Alternativen sind nicht verfügbar. Von solchen Zuständen ist Deutschland noch sehr, sehr weit entfernt. Ich will die Versorgungsengpässe in Deutschland nicht verharmlosen. Ich will nur die Relationen verdeutlichen. Im Vergleich zur Ukraine geht es uns allen sehr gut.

Auf die Verschwörungstheorien über die Pharmaindustrie möchte ich nicht näher eingehen. Das würde zu weit führen. Nur so viel: Schon mal daran gedacht, dass das vielleicht keine Bosheit dahinter steckt, sondern grosse Lieferschwierigkeiten bei den Rohstoffen? Ich arbeite unter anderem in der Elektronikindustrie, und viele unserer Zulieferer haben seit mehr als zwei Jahren genau dieses Problem, bei vielen Chemikalien. Wenn so lange nur wenig Nachschub kommt, kann man die Lager füllen wie man will. Es nützt nichts. Und kein Politiker bei uns kann daran etwas ändern. Auch die Pharmaindustrie ist von entscheiden der Diktatoren dieser Welt abhängig. Der aktuelle Krieg und die Pandemie hat die Pharmaindustrie eben so wenig gewollt wie wir. Beides war/ist extrem Geschäftsschädigend.

Sei deshalb bitte sehr vorsichtig bevor du, anderen schlechte Absichten und Kalkül zu unterstellst.

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Ich lebe mit meiner Epilepsie und nicht mehr gegen sie.


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